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Das Interesse junger Fachleute an einer Laufbahn in der internationalen Zusammenarbeit

cinfo veröffentlichte kürzlich die Resultate einer Studie, die das Interesse junger Menschen an einer beruflichen Laufbahn in den Bereichen humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit untersuchte. Irenka Krone-Germann, Koordinatorin der Studie, beantwortet unsere Fragen.

29 April 2021
Irenka Krone

Warum eine Studie zu diesem Thema?

Irenka Krone-Germann: Die Attraktivität eines Berufsfeld für den Nachwuchs ist ein guter Indikator dafür, wie gesund und dynamisch dieser Bereich ist. Damit sich die internationale Zusammenarbeit laufend erneuern kann, müssen sich junge Menschen dafür interessieren. Daher ist dieses Thema nicht nur für ein Kompetenzzentrum wie cinfo, sondern auch für alle Arbeitgebenden (NGOs, Regierungen, multilaterale Organisationen und private Stiftungen) von grosser Bedeutung.

Was verstehen Sie unter «junge Menschen»?

Gemeinsam mit unserem Forschungspartner, der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL), haben wir die Befragung auf Personen in der Schweiz ausgerichtet, die in den kommenden drei bis sieben Jahren in den Arbeitsmarkt eintreten werden. Zu drei Vierteln besteht unsere Stichprobe aus Studierenden im Alter von 18 bis 23 Jahren, die noch über keine Berufserfahrung verfügen. Das letzte Viertel setzt sich hauptsächlich aus jungen Menschen im Alter von 24 bis 27 Jahren zusammen, die am Ende ihres Studiums (Masterabschluss) stehen und bereits bis zu einem Jahr Berufserfahrung haben.

Interest young professionals

Welche Fragen haben Sie untersucht?

Um das Interesse der jungen Menschen zu erfassen, ist eine mehrdimensionale Analyse erforderlich, die sowohl Faktoren innerhalb der internationalen Zusammenarbeit als auch externe Faktoren umfasst. Es war uns wichtig, das Thema in seiner Gesamtheit zu betrachten: Welche Aspekte der Branche ziehen junge Menschen an? Sind sie daran interessiert, im Ausland zu arbeiten? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Verfügen junge Menschen über die nötigen Kompetenzen? Welche möglichen Hindernisse erschweren den Berufseintritt in diesem Bereich? Und wie informieren sich die Interessierten über die Branche?

Schauen wir diese Fragen im Einzelnen an. Welche Aspekte ziehen junge Menschen besonders an?

Für die meisten jungen Menschen bietet die internationale Zusammenarbeit die Möglichkeit, eine «sinnvolle Tätigkeit» auszuüben. Das ist die Hauptmotivation, eine Laufbahn in diesem Bereich in Betracht zu ziehen. Häufig wird auch der Wunsch nach einer «persönlichen Herausforderung» genannt. Überraschenderweise war die Aussicht, im Ausland zu leben und zu arbeiten, hingegen kein wesentlicher Faktor.

Für die meisten jungen Menschen bietet die internationale Zusammenarbeit die Möglichkeit, eine «sinnvolle Tätigkeit» auszuüben.

Und welche Aspekte halten eher von der internationalen Zusammenarbeit ab?

Viele gehen davon aus, dass es in der internationalen Zusammenarbeit gezwungenermassen schwerfällt, Familie und Beruf zu vereinen. Gleichzeitig ist diese Vereinbarkeit das Kriterium, auf das junge Menschen bei der Berufswahl am meisten Wert legen, wie unsere Umfrage gezeigt hat. Dies spricht natürlich gegen die internationale Zusammenarbeit, wo angesichts rasch wechselnder Situationen viel Flexibilität erforderlich ist. Für junge Menschen ist das Thema Dual Careers bei Auslandseinsätzen (Beschäftigungsmöglichkeiten für Lebenspartnerinnen und Lebenspartner) von Bedeutung. Häufig genannt werden ausserdem Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Aussichten und der Arbeitsplatzsicherheit. Einige der Befragten äusserten zudem Zweifel an der Wirksamkeit der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere was die langfristigen Folgen der Programme betrifft.

Verfügen die jungen Menschen über die nötigen Fähigkeiten?

Die Arbeitgebenden legen zunehmend Wert auf Sprachkenntnisse und auf «Soft Skills» wie Sozialkompetenz und Teamfähigkeit. Immer häufiger suchen sie nach Profilen mit Auslandserfahrung, möglichst in der internationalen Zusammenarbeit oder einem verwandten Bereich. Die meisten Arbeitgebenden haben heutzutage keine Schwierigkeiten, kompetenten und motivierten Nachwuchs zu finden. Unsere Studie zeigt, dass die Anzahl unbezahlter Praktika tendenziell abnimmt.

Was würden Sie den Arbeitgebenden aufgrund dieser Beobachtungen empfehlen?

cinfo ermutigt Arbeitgebenden dazu, auf proaktive Weise Nachwuchsstellen zu schaffen, die neue Fähigkeiten, etwa im Bereich Digitalisierung, erfordern. Arbeitsstellen sollten flexibler gestaltet werden, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Letztlich sind es die Arbeitgebenden, die durch die Gesamtheit ihrer Massnahmen für die Attraktivität der Branche sorgen. cinfo berät und unterstützt sie bei ihrem Vorgehen und ihren Entscheidungen.